Bei den Special Olympics World Games 2023 setzen sich die Krefelder Anna Mannheims und Clemens Schmidt die Krone auf. Auch die weiteren Athleten des deutschen Teams sind erfolgreich – insgesamt gibt es für die zehn Spieler ganze acht Mal Edelmetall.
Das war’s. Die Golfwettbewerbe der Special Olympics Weltspiele 2023 haben ihre Champions gefunden. Vier Tage lang kämpften die 182 Teilnehmer um Punkte, Schläge und Platzierungen. Insbesondere die Spieler der Level 3 und 5 fanden sich dabei auf einem der anspruchsvollsten Golfplätze Deutschlands wieder: dem Nick-Faldo-Course. Und sie haben dabei Ergebnisse erzielt, die keineswegs auf eine Beeinträchtigung schließen lassen. Auch in absoluten Maßstäben gesehen, war hier erstklassiger Golfsport zu sehen. Während die Weltspiele noch bis Sonntag dauern, kann für die Golfwettbewerbe schon jetzt festgehalten werden: Mission erfüllt!
Aus Sicht der deutschen Delegation sind die Resultate stark. Ganze acht Medaillen holten die zehn Athleten, gleich zwei davon waren Gold. Und beide Goldmedaillen gingen in den Krefelder GC: Die Sieger heißen Anna Franca Mannheims und Clemens Schmidt. All das leisteten die Deutschen mitten in einem Trainerwechsel. Aber der fand – zum Glück – aus sehr schönen Gründen statt: Head Coach Thomas Bruns ist am Dienstagabend Vater geworden. Er hatte sein Amt daher quasi schon prophylaktisch an Wilhelm Mannheims abgegeben.
Das Golf-Team von Special Olympics Deutschland war in drei der insgesamt fünf Wettkampf-Kategorien unterwegs: Level 1, 4 und 5. Lediglich die beiden Unified-Wettbewerbe fanden ohne deutsche Beteiligung statt.
Level 1 Vier Medaillen für Deutschland
In Level 1 holte jeder der vier deutschen Athleten eine Medaille. Dazu beigetragen hat der Umstand, dass sie in vier unterschiedlichen Divisions gespielt haben und sich die Medaillen nicht gegenseitig streitig machen mussten. Einen starken Erfolg konnte der in Division 2 spielende Matthias Schott (GC Lohersand) verbuchen. Ursprünglich in Division 3 eingeteilt, wäre er als Führender in den Finaltag gegangen – immerhin zwei Punkte Vorsprung hatte er gegenüber dem Koreaner Wonhee Son. Und tatsächlich konnte er den Spieler aus Asien mit einem Punkt hinter sich lassen: Allerdings musste er sich Nicholas Frassini aus San Marino geschlagen geben. Der siegte mit 321 Punkten vor Schott (318) und Son (317).
Der in Division 5 spielende Lukas Kollmeyer (Bielefelder GC) hatte nach Runde drei mit Siphamandla Masondo (Südafrika) und Mark Serge (Malta) zwei starke Kontrahenten vor sich. Doch Kollmeyers starke Abschlussrunde transportierte ihn mit insgesamt 265 Punkten auf einen unangefochtenen zweiten Platz. Zwar wurde Mark Serge noch in die Division 6 geschickt – doch selbst ohne den Wechsel hätte Kollmeyer die Silbermedaille sicher gehabt. Platz eins ging an Masondo mit 267 Punkten.
In Division 9 spielte Emily Träm (GC Hösel). Die Rheinländerin hatte starke Spielerinnen gegen sich und ging von Platz zwei aus in die Finalrunde. Am Ende sollte es für sie mit 277 Punkten die Bronzemedaille werden – mit sieben Punkten Distanz zu Silber, aber auch stolzen 13 Punkten Abstand zu Platz vier.
Auch die in Division 11 spielende Stefanie Lutz (GC Curau) holte Bronze. Nach drei Wertungsrunden hatte sie einen Punkt Vorsprung auf die Polin Katarzyna Jaworek. Doch bei so viel noch zu spielendem Golf in Runde vier war das keineswegs eine verlässliche Basis. Das wusste auch die Norddeutsche, die letztlich hoch zufrieden mit ihrer Platzierung war. Dass die Polin sie mit zwei Punkten überholt hatte, war für sie keineswegs schlimm: „Ich bin total zufrieden. Heute ist alles super gelaufen. Beim Pitch bin ich mit zwei Bällen über das Hindernis gekommen. Beim Long Putt, meiner ersten Station, waren alle Bälle im Kreis. Beim Short Putt waren sie auch alle im Kreis, allerdings habe ich keinen Ball eingelocht. Und auch beim Chippen hätte ich nicht gedacht, dass die Bälle so gut ins Ziel kommen.“
Level 4 Silber für Paul Kögler
Die Wettbewerbe des Levels 4 wurden auf dem Arnold-Palmer-Course ausgetragen. Im Einzelzählspiel über neun Löcher waren ebenfalls vier deutsche Athleten am Start – und auch in diesem Wettbewerb gab es eine nachträgliche Anpassung der Divisions: Aus ursprünglich elf Wettkampfgruppen wurden neun. Paul Kögler (GP Aschheim) und Olaf Gerald Guttek (ohne Club) spielten nun in derselben Division, was insbesondere für Paul Kögler direkte Auswirkungen hatte: Er ging nun doch nicht als Führender in die Finalrunde.
Vielmehr fand sich der Münchener, der bislang 207 Schläge (+99) gebraucht hatte, mit dem Kanadier Melvin Hanhams (206; +98) und Giwook Nam aus Korea (208; +100) in einem engen Dreikampf wieder. Olaf Guttek hingegen rutschte durch die Neuzusammenstellung auf Rang fünf ab. In der Finalrunde spielte Kögler dann 66 Schläge und konnte sich damit einen starken zweiten Platz (273; +129) sichern. Guttek blieb mit insgesamt 303 Schlägen (+159) auf Platz fünf.
Relativ geordnet ging es in Division 6 zu, der spielstärksten Gruppe der Damen. Hier kämpfte Anna Mannheims (Krefelder GC) um die Goldmedaille – und brachte ihre Führung souverän nach Hause. Mit ihrem finalen Score von 202 Schlägen (+58) holte sie überzeugend Gold und kann auf ganze zwölf Schläge Vorsprung zurückblicken. Petra Pithan (Bielefelder GC), die nun in Division 7 spielte, konnte ihren zweiten Platz auch während der Finalrunde behaupten. Eingerahmt von den beiden koreanischen Gegnerinnen Tae Hyun Kim (209; +65) und Ji Hong Lee (220; +76), holte die ambitionierte Westfälin mit 215 Zählern (+71) Silber.
Level 5
Absolut erstklassiger Golfsport konnte im Level 5 bestaunt werden. Auch hier gab es eine nachträgliche Zusammenfassung der Divisions, sodass aus den zehn Gruppen nun acht wurden.Das 18-Loch-Einzelzählspiel wurde auf dem großen Faldo-Meisterschaftsplatz ausgetragen. Und der Neuseeländer Mitchell Brown führte dabei nicht nur das Feld der Athleten klar an, sondern war sogar fast dabei, den Platz selbst in seine Grenzen zu weisen. Mit beeindruckenden 299 Schlägen absolvierte Brown seine vier Runden und blieb dabei gerade einmal elf Schläge über Par. Er holte in Division 1 Gold.
Dabei lieferte sich der Mann aus der Südsee trotz großem Vorsprung nach Runde drei ein enges Duell mit dem Dänen Frederik Brokfelt-Christiansen, der sich zwischenzeitlich bis auf einen Schlag an Brown heranspielte. Am Ende blieb Brokfelt-Christiansen mit 303 Schlägen (+15) aber doch nur der zweite Platz.
Clemens Schmidt (Krefelder GC), der nunmehr in Division 3 spielte, fand sich daher mit neuen Kontrahenten wieder. Aber auch hier ging er aus einer Führung heraus in die Finalrunde – und setzte sich am Ende gegen Kent Daniel Danielsen (Norwegen) und den Australier Matthew Curley durch. Schmidt beendete das Turnier mit einer 90er Runde (+18) und insgesamt 364 Schlägen (+76). Damit blieb er acht Schläge vor Danielsen. Kevin Hahn (GC Lohersand) spielte hingegen in Division 5. Mit 491 Schlägen (+203) beendete er das Turnier auf Rang drei. Da in dieser Gruppe allerdings nur drei Spieler gestartet waren, blieb es für ihn bei einer Platzierungsauszeichnung.
Auch DGV-Sport-Vorstand Marcus Neumann, der sich am dritten Wettkampftag der Special Olympics kurzfristig als Scorer rekrutieren ließ, gab seine Eindrücke wieder: „Erst einmal muss ich sagen: Wenn ich hier ein normales Golfturnier erwartet hätte, wäre ich jetzt eines Besseren belehrt worden. Es ist wirklich alles anders hier. Von den Menschen, die hier teilnehmen. Den Menschen, die das Ganze organisieren. Die Turnier-Modi. Ich bin vor allem von dem helfenden Umfeld stark beeindruckt. Die Orga, die das hier alles ehrenamtlich macht. Und die Athleten. Deren Freude und die Atmosphäre. Die Leichtigkeit in Kombination mit dem Leistungsgedanken. Bei vielen Athleten würde man sagen: Diesen Schlag kann doch jeder schlagen. Ja, kann sein. Aber nicht jeder kann sich darüber so freuen. Auch wenn es für mich ja nur zwei Tage waren, muss ich sagen: Das ist so toll hier und man muss hier mal dabei gewesen sein, um es zu verstehen. Es reicht nicht, einfach nur mal kurz vorbeizufahren. Man muss eintauchen. Die Runde gestern, bei der ich als Scorer dabei war, war da wirklich augenöffnend. Und wenn ich am Ende in die Gesichter schaue: Alle sind glücklich.“